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Donnerstag, 8. Dezember 2011
Weihnachten in Amerika
kerstin h., 04:06h
Kann man es glauben? Ich bin seit 345 Tagen in den Staaten und darf das erste mal amerikanische Weihnachten erleben. Das sind übrigens 49 Wochen und 2 Tage oder 8280 Stunden oder 496800 Minuten oder 29808000 Sekunden.
Nur um nochmal klar zu machen, wie lange Deutschland schon ohne mich ist. Nun zurück zum ursprünglichen Thema. Ich und amerikanische Weihnachten. Kein leichtes Thema muss ich zugeben, denn schon die erste essentielle Zutat fehlt in Augen eines jeden Deutschen in North Carolina. Die Kälte. Es sind sage und schreibe 20°C am 07.12.2011 und in Deutschland liegen währenddessen schon dicke Schneeschichten. Was kann man dagegen tun? Genau, einfach trotzdem so tun als wäre es kalt. Es mag verrückt klingen, aber ich finde mich regelmäßig, nass geschwitzt vor der Schule auf die Kinder wartend, weil ich mal wieder Winterstiefel und meinen Wintermantel anhabe, statt Flip Flops und einem Sommerkleid und in dieser Bekleidung den Berg zur Schule hochgelaufen bin. Doch was soll ich machen? Mein Herz und auch anscheinend mein Kopf sind wohl irgendwo in Bayern hängengeblieben. Des weiteren ist für mich, für das echte Weihnachtsgefühl, die Musik wichtig. Deutsch, englisch, französisch, ist nicht ausschlaggebend, solang jemand über Glöckchen, Schneeflöckchen und warme Söckchen singt. Hier haben die Amerikaner ein Lob verdient, denn hier muss ich mir nicht etwa die Musik selbst anmachen, indem ich eine CD einlege, hier gibt es einen speziellen Radiosender der von morgens bis abends Weihnachtsmusik spielt, lediglich unterbrochen von der amerikanischen Schundwerbung (leider etwa alle 3 Songs). Und manchmal schleicht sich sogar etwas deutsches wie "Oh Tannenbaum" in die Playlist und schon fühle ich mich wie daheim. http://den-a.plr.liquidcompass.net/player/flash/audio_player.php?id=WRALFM&uid=20 Zur Adventszeit und natürlich auch zu Weihnachten gehören dann natürlich die unzähligen Backwaren. Und würde ich nicht unter einem Dach mit einem Nuss- und Eiallergiker leben, wäre mir wohl nie aufgefallen das 99% der Plätzchen, die ich so liebe, eigentlich nur aus Eiern und Nüssen bestehen. Genauso wie der traditionelle Christstollen. Doch ein Hindernis sollte nie zum kampflosen Aufgeben führen, daher habe ich mich Nächte lang im Internet umgeschaut und mehrere Rezepte für vegane Weihnachtsplätzchen gefunden und herausgefunden, dass der echte Dresdner Christstollen ohne Eier zubereitet wird. Nun haben wir eine echte Bataillon an veganen Keksen und zwei riesige Christstollen, wobei beides übrigens fast nur aus Butter besteht, ein logischer Ersatz für die Eier und Nüsse. Nicht? Viva la USA-Speck! Das beste zuletzt: Der überaus wichtige Punkt der "Allgemeinen Weihnachtsstimmung im gemeinen Volk". Damit wird das allumfassende Gefühl der Nächstenliebe und Kaufsucht beschrieben, der fast jeder normale Mensch zwischen dem 30. November und dem 26. Dezember verfällt. Wobei man bedenken muss, dass die meisten Männer diesem Gefühl erst zwischen dem 23. Dezember und 26. Dezember nachgeben, was wiederum genetisch bedingt sein muss. Und die, die dem gemeinen Volk nicht angehören, geben dem zweiten Gefühl wahrscheinlich den größten Teil ihres Lebens nach, was wiederum nicht genetisch bedingt ist. Jetzt wird niemanden überraschen, dass die Amerikaner mich in Spitzengeschwindigtkeit in diesen Zustand gebracht haben, mit dem offiziellen Eröffnungstag der Weihnachtssaison "Black Friday". "Black Friday wird in den Vereinigten Staaten der Freitag nach Thanksgiving genannt. Da Thanksgiving immer auf den vierten Donnerstag im November fällt, gilt der darauffolgende Black Friday als Start in ein traditionelles Familienwochenende und Beginn der Weihnachtseinkaufssaison. Da die meisten Amerikaner an diesem Tag Urlaub haben, werden gigantische Umsätze in den Geschäften gemacht. Viele Läden und Handelsketten öffnen schon in den frühen Morgenstunden – üblicherweise um fünf Uhr – und viele Menschen warten nachts in langen Schlangen vor den Geschäften, um Schnäppchen (sog. doorbusters) zu ergattern." (wikipedia) Nein, ich stand nicht mitten in der Nacht vor den Türen der größten Läden, um die besten Schnäppchen zu ergattern. Ich kam erst nachdem die Türen schon offen waren. Und innerhalb von Minuten zwischen Flatscreen Fernsehern für 200$ und DVDs für 2$ fühle ich mich so kaufsüchtig wie noch nie. (Die Nächstenliebe vergisst jeder sobald er die Türen passiert und es nur noch um Kaufen oder Tod geht). Innerhalb der nächsten zwei Wochen wurden dann die Vorgärten der Nachbarn mit aufblasbaren "Santas" und Unmengen an Lichterketten geschmückt; wir haben unseren perfekten Weihnachtsbaum gekauft (die Amerikaner schneiden doch wirklich jeden Baum in Form, damit auch jedes Weihnachtsfest wirklich PERFEKT wird!) und von überall schallen mir meine winterlichen Lieblingslieder entgegen. So, meine vier Hauptkriterien für ein frohes Weihnachtsfest in der Welt der Kerstin Hopf sind abgehakt, auch wenn jeder hier einen Hauch an amerikanischer Verrücktheit bekommt. Das einzige was meinem Weihnachten 2012 zu einem echten Weihnachten jetzt noch fehlt sind meine Familie und meine Freunde, die ich sehr vermisse und die jeden Feiertag für mich einzigartig machen! Damit können nichtmal die verrückten Amerikaner dienen, aber nächstes Jahr habe ich das ja alles schon wieder. Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch meine Lieben! K. ... link (0 Kommentare) ... comment ... older stories
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